"Mit psychischer Gesundheit gute Schule machen"
November 2013 und März 2014
Fortbildungen sollen Wissen und Kompetenzen erweitern und vor allem Anregungen und neuen Schwung für den Alltag geben. So war es auch dieses Mal. Im Rahmen der LBL-Fortbildungen hat die Unfallkasse NRW Inhalt und Durchführung der Fortbildung gestaltet, um den Beratungslehrern und –lehrerinnen ihr Programm für „Gesunde Schule“ – MindMatters vorzustellen. Für die Organisation und Zusammenarbeit mit dem LBL seitens der Unfallkasse war Herr Sebastian Stammsen zuständig, der die Fortbildung im März auch begleitet hat. Referentin war Frau Dr. Nieskens von der Leuphana Universität Lüneburg (Institut für Psychologie), die tatkräftig von Oliver Schmidt als Co-Referent untesrtützt wurde.
Wir trafen uns im Phönix Hotel in Bergneustadt und fanden uns in einem unerwartet hellen und in jeder Hinsicht angenehmen Ambiente wieder, um dort 2 intensive Tage zu verbringen. Der Tagungsraum bot einen herrlichen Ausblick auf die hügelige Landschaft des Oberbergischen. Waren es es der Blick, die klare Luft oder die vermittelten klaren Gedanken? – Egal. Diese Fortbildung war auf jeden Fall erfrischend und belebend.
Das Programm MindMatters (www.mindmatters-schule.de) ist ein erprobtes und wissenschaftlich fundiertes Programm zur Förderung der psychischen Gesundheit an Schulen der Primarstufe und der Sek. I. Es hilft Schulen dabei, durch die Förderung der psychischen Gesundheit von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Schulqualität und Lernleistung zu leisten. Es soll sich eine Schulkultur entwickeln, mit der sich alle Schulmitglieder sicher, wertgeschätzt, eingebunden und nützlich fühlen.
Die Unfallkasse in NRW hat zu verschiedenen Bausteinen umfangreiches Lehr- und Lernmaterial entwickelt, das sie Schulen kostenlos zur Verfügung stellt. Die einzelnen Bausteine sind thematisch und inhaltlich altersgerecht aufbereitet. Gleichzeitig gibt es auch Material zur Schulentwicklung insgesamt mit Themen wie z.B. „Wie geht´s - psychische Störungen verstehen lernen“. In der Schule lassen sich die verschiedenen Bausteine unterschiedlich nutzbar machen. Man kann sie mit einzelnen Schülern, ganzen Klassen oder mit sonstigen Gruppen durchführen. So können mit dem Material Klassenlehrerstunden, Fachunterricht oder z.B. Projekttage geplant werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, das Programm in das Schulkonzept zu implementieren. Die einzelnen Bausteine greifen auf die verschiedenen Ebenen ineinander, so dass der Ansatz sehr komplex ist und alle Beteiligten an Schulen umfasst. Wer es noch konkreter wissen will, schaut sich am besten auf der Homepage (s.o.) um. Alles andere würde hier den Rahmen sprengen.
Aus dem komplexen Programm MindMatters war der Schwerpunkt in unserer Veranstaltung die Lehrergesundheit. Dieser orientierte sich am Handbuch für Lehrergesundheit (www.handbuch-lehrergesundheit.de). Hauptreferentin der Fortbildung war, wie bereits oben erwähnt, Frau Dr. Nieskens von der Leuphana Universität Lüneburg (Institut für Psychologie). Seit vielen Jahren befasst sich Frau Dr. Nieskens in ihrem Forschungs- und Arbeitskontext mit diesen Themen. Wir alle, die wir von verschiedensten Schulformen kamen, hörten gerne, dass unsere Gesundheit wichtig ist und dass in unserem Beruf eine „produktive Anpassung" an Vorgaben und Erwartungen in Balance zur „angemessenen Selbstverwirklichung“ stehen sollten, um zufrieden und psychisch gesund das Pensionsalter zu erreichen. Ach, was tat das gut, unsere eigenen Bedürfnisse nun auch wissenschaftlich fundiert als sinnvolle Elemente von Schule erklärt zu wissen. Da fanden sich alle wieder. Wir lernten, dass Ansätze zur Förderung der Lehrergesundheit folgende Punkte sein können: Personal entwickeln, Belastungen erkennen, Unterstützung suchen, Gesundheitsbrille aufsetzen, Aktivismus vermeiden, kritisch sein.
Auch wurden wir ermutigt, neue Projekte wirklich nur dann in Angriff zu nehmen, wenn die Ressourcen dafür ganz sicher vorhanden sind. Eigentlich wissen wir das ja schon lange. Aber gerade als Beratungslehrerin waren diese Gedanken für mich neu entlastend und ermutigten mich, in Zukunft meine eigenen Grenzen wieder gut zu beachten und gleichzeitig, im schnellen Tempo des Schulalltags, Kollegialität und Geschlossenheit als wichtige Punkte für psychische Gesundheit aller im Auge zu behalten. Und letztlich heißt das nichts anderes als vor das vorschnelle Handeln wohltemperierte Überlegung zu schalten.
Methodisch wurden wir, neben informativen Präsentationen, auch selbst aktiv und haben einzelne Übungen aus den Materialien erprobt. Wir reflektierten u.a., welche Bewältigungsstrategien (Copingstrategien) z.B. zur Prüfungsvorbereitung hilfreich sind. Wir lernten unsere eigenen Taktiken und die der anderen kennen und mussten feststellen, dass diese Strategien sehr individuell sind – und nicht alle hilfreich. So konnten wir unser Handlungsspektrum erweitern und darauf hoffen, dass wir in Zukunft völlig sinnlose Dinge, wie z.B. Unmengen Schokolade essen, unterlassen werden.
Immer wieder ermunterte uns Frau Dr. Nieskens, dass die Lehrergesundheit in Hinsicht auf Umsetzbarkeit und Aufwand, auch bei der Implemerntierung von Mindmatters, mitbedacht werden müssen. Sehr flexibel und engagiert ging sie auf die Bedürfnisse der konkreten Schulsituationen ein. Das Wohl von Lehrern lag ihr wahrlich am Herzen. Und wir, die wir uns mit der Frage befassten: Wie kann ich die Lust auf Schule erhalten? Was sind die schönen und gesunden Seiten des Lehrerberufes? Wir gingen neu ausgerichtet und ermutigt zurück in unseren Alltag mit dem festen Vorsatz, die neu ins Bewusstsein gedrungenen Quellen anzuzapfen: „ Ich blick durch – ich kann´s packen – es lohnt sich“
Christine Schmidt